Rund um die Lipno-Talsperre

Die größte Wasserfläche in der Tschechischen Republik ist die Talsperre Lipno mit einer Ausdehnung von fast 50 km2. Die Länge der Ufer beträgt (angeblich) 118 km. Sofern Sie sich entschließen, den See auf dem Rad zu umfahren, erwartet Sie eine etwas kürzere Runde, da Sie nicht alle Uferwindungen abfahren müssen. Dennoch handelt es sich um eine „Marathonleistung“. Jedoch lohnt sich die Anstrengung.

Vor dem Start ist es gut zu wissen, dass Sie sich dank der drei Fähren über den Lipno-Stausee den Weg im Bedarfsfalle verkürzen können. Eine Selbstverständlichkeit sind die zahlreichen Stärkungsmöglichkeiten auf der Strecke, die gemeinsam mit all den herrlichen Ausblicken dafür sorgen, dass Sie die Müdigkeit vergessen und der Ausflug zu einem wunderbaren Erlebnis wird. Die Strecke ist überwiegend eben, mit einer einzigen Ausnahme – dem steileren Anstieg zur Burgruine Vítkův hrádek. Die Belohnung ist jedoch eine wahre Bergprämie – der fantastische Ausblick auf den Lipno-Stausee und bei günstigem Wetter auch auf das Panorama der Alpen.

Als Ausgangspunkt kann der Ort Černá v Pošumaví, ggf. die Gemeinde Hůrka dienen, wohin Sie von Český Krumlov aus bequem mit der Bahn (selbstverständlich auch auf dem Rad) gelangen.

1.

Černá v Pošumaví - Hůrka

In der Gemeinde Hůrka (als Bahnstation Černá v Pošumaví gekennzeichnet) fahren Sie gleich neben der Bahnstation auf den Radwanderweg Nr. 33 und machen sich in Richtung Horní Planá auf den Weg. Die Strecke rund um den Lipno-Stausee absolvieren wir somit entgegen dem Uhrzeigersinn.

Der erwähnte Radweg bringt Sie nach ca. 7 km und mit einer geringfügigen Steigung nach Horní Planá, einem Urlaubs- und Touristenzentrum am linken Ufer des Sees. Die Gemeinde ist als Geburtsort des Schriftstellers Adalbert Stifter (1805 – 1868) berühmt, dem in seinem Geburtshaus ein Museum gewidmet ist. Neben den zahlreichen Unterkunftseinrichtungen und Camps befindet sich hier auch die Anlegestelle einer Fähre zum anderen Ufer des Lipno-Stausees (Bližší Lhota/Vorderstift).

2.

Horní Planá (Oberplan)

Oberhalb von Horní Planá steht der schöne Mini-Aussichtsturm Seeblick (Jezerní vyhlídka), wir werden jedoch unsere Kräfte schonen (hübsche Ausblicke erwarten uns auch unterwegs) und setzen unseren Weg entlang des Seeufers nach Nová Pec (Neuofen) fort, in eine ursprüngliche Holzfällersiedlung an jenen Orten, an denen sich die Moldau in den Lipno-Stausee ergießt. Heute ist Nová Pec ein beliebtes Tourismuszentrum – ein idealer Ausgangsort für Wanderungen und Radtouren durch den Nationalpark Böhmerwald (Šumava) und weiter zum Schwarzenberg-Kanal, zum Plöckensteinsee (Plešné jezero) etc. Großer Beliebtheit erfreut sich auch der Inlineskate-Pfad von Nová Pec nach Stožec.

3.

Nová Pec (Neuofen)

In Nová Pec können Sie sich stärken und Kraft schöpfen vor den weiteren Abschnitten der Rundstrecke , die bereits am rechten Ufer der Talsperre entlangführen und deren Höhepunkt (buchstäblich) der Anstieg zur Burgruine Vítkův kámen sein wird. Zunächst bringt Sie der Radwanderweg Nr. 1020 nach Bližší Lhota. Sollten Ihnen vorzeitig die Kräfte ausgegangen sein, haben Sie hier die Möglichkeit, mit der Fähre nach Horní Planá zurückzukehren.

4.

Přední Zvonková (Vorder-Glöckelberg)

Die interessantere Variante ist jedoch, den (beinahe ebenen) Weg nach Přední Zvonková fortzusetzen, wo Sie auf die Moldau-Radwanderroute (Nr. 7, 1033) treffen und über sie in westliche Richtung zurück zum See fahren, von dem wir uns zwischenzeitlich ein wenige entfernt haben, wobei Sie sich anschließend rechts (somit in Richtung Süden) halten und nacheinander an den Buchten Račínská zátoka und Kyselovská zátoka vorbeikommen. Letztere ist nach der Ortswüstung Kyselov (Sarau) benannt (abgerissen und anschließend durch den Stausee Lipno überflutet).

An der Weggabelung Kyselov haben Sie wiederum die Gelegenheit, zur Anlegestelle einer Fähre abzubiegen und nach Dolní Vltavice am linken Ufer überzusetzen und so die Rundfahrt zu verkürzen. Dies wäre jedoch schade, da Sie das Beste noch vor sich haben. Sie fahren also „bergab“ nach Süden weiter und überqueren auf einer Brücke unverhofft die Österreichische Bucht (Rakouská zátoka). Ihren Namen erhielt sie nicht zufällig. Es handelt sich tatsächlich um jenen Teil der Lipno-Talsperre, wo deren Wasser das Territorium des benachbarten Österreichs überflutete, sodass die österreichische Regierung dieses Gebiet an die damalige Tschechoslowakei verkaufte.

5.

Vítkův kámen (Wittinghausen, auch Wittigstein)

An der Weggabelung U Mostu (An der Brücke) biegen Sie dann nach rechts ab (Radweg 1019 bzw. 1033). An diesem Ort beginnt der anstrengendste Teil der Rundfahrt, die Steigung nach Svatý Tomáš (St. Thomas) und anschließend zur Burgruine Vítkův kámen. Während der 6 km überwinden Sie einen Höhenunterschied von 300 m, doch die Anstrengung lohnt sich ganz gewiss. Die Burg Vítkův kámen (auch Vítkův hrádek) wurde im 13. Jahrhundert durch das böhmische Adelsgeschlecht der Wittigonen (Vítkovci) erbaut, ab dem 18. Jahrhundert war sie verlassen und verödet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie durch den Grenzschutz genutzt. Heute, nach der Restaurierung, bietet diese höchstgelegene Burgruine bei uns (1035 m ü. M.) gewiss den besten Ausblick auf den Lipno-Stausee und auf die gegenüberliegende Seite sowie auf die Alpenkette. Selbstverständlich mangelt es nicht an der Möglichkeit einer hier besonders wohlverdienten Stärkung.

Vítkův kámen (Wittinghausen, auch Wittigstein)
6.

Frýdava (Friedau)

Nachdem Sie die Ausblicke genügend genossen und neue Kräfte geschöpft haben, kehren Sie in die Siedlung Svatý Tomáš zurück und fahren von dort auf dem Radweg Nr. 1021 (Mírová cesta/Friedensweg) hinab nach Frýdava am Ufer des Sees. Hier befindet sich die dritte (und letzte) Möglichkeit, die Rundfahrt unter Nutzung der Fähre zu verkürzen, diesmal nach Frymburk auf der gegenüberliegenden Seite.

7.

Přední Výtoň (Vorder-Heuraffl)

Die Ausdauernderen unter Ihnen können allerdings, praktisch in der Ebene, entlang des Ufers die Fahrt (Radweg Nr. 7, 1019) nach Přední Výtoň, einer kleinen Gemeinde am rechten Ufer des Lipno-Stausees, fortsetzen. Ihre Dominante ist die Kirche St. Philippus und Jacobus vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Přední Výtoň ist der Ausgangspunkt zahlreicher Wanderwege und bietet hervorragende Bade-, Stärkungs- sowie Unterkunftsmöglichkeiten.

8.

Lipno nad Vltavou (Lippen)

Von hier aus ist es nicht weit bis zum Damm der Talsperre Lipno. Dieser nicht sehr große, zum Teil aufgeschüttete und zum Teil betonierte Damm staut (wie eingangs bereits erwähnt) den größten, künstlichen See bei uns. Er ist allerdings auch aus anderem Grunde interessant: Sein Wasserkraftwerk befindet sich tief unter der Erde, wobei das Wasser auf seine Turbinen durch zwei, 160 m tiefe Schächte stürzt, um dann durch einen Tunnel in das Ausgleichsreservoir bei Vyšší Brod (Hohenfurth) abzufließen.

Sobald Sie die Krone des Damms überqueren, befinden Sie sich am linken Ufer des Sees und gelangen nach Lipno nad Vltavou, ein Städtchen, welches dem See seinen Namen gab und welches paradoxerweise durch den See überflutet (1959) und anschließend neu erbaut wurde. Heute bietet dieses sich äußerst dynamisch entwickelnde Urlaubszentrum den Touristen neben vielen Pensionen, Hotels und Ferienwohnungen auch ein Erlebnisbad, eine Bobbahn, einen Bikepark, einen Baumwipfelpfad, die Attraktion Königreich des Waldes und im Winter das weit und breit bekannt Skigebiet.

Lipno nad Vltavou (Lippen)
9.

Frymburk (Friedberg)

Der Radwanderweg Nr. 33, der Moldau-Radweg, folgt exakt dem Ufer des Sees, der an diesen Orten bereits sehr schmal ist, und bringt sie nach Frymburk, in ein malerisches Städtchen, welches vor 60 Jahren zum Großteil ebenfalls den Fluten des Sees weichen musste. Heute ist Frymburk ein beliebter Ferienort mit zahlreichen Sportanlagen und Verleihstellen von Sportausrüstung. Der Hügel St. Marta verwandelt sich im Winter insbesondere für Familien mit Kindern in ein beliebtes Skigebiet.

In Frymburk haben Sie bereits einen Großteil der Radrundfahrt hinter sich gebracht, sodass nur noch der Rückweg nach Černá v Pošumaví bleibt. Da es erforderlich ist, der frequentierten Straße auszuweichen, wird sich „Ihr“ Radwanderweg Nr. 33 ab der Gemeinde Milná ein wenig schlängeln, was jedoch kein Mangel ist. Er führt Sie an schöne Orte in der Umgebung des Lipno-Stausees, die Ihnen ansonsten verborgen geblieben wären (unter anderem das Naturreservat Pláničský rybník (Teich) oder das Naturdenkmal Muckovské vápencové lomy (Kalksteinbrüche).

10.

Černá v Pošumaví (Schwarzbach)

In Černá v Pošumaví fahren Sie angenehm auf dem neu errichteten Abschnitt des Radwanderweges, dessen Teil (bis in die Gemeinde Hůrka) über das Wasser führt. Das Warten auf den Zug nach Český Krumlov können Sie sich je nach Lust und Appetit in einem der Restaurants (direkt in Hůrka) oder durch ein Bad an den schönen Stränden in Černá v Pošumaví angenehmer gestalten.

Černá v Pošumaví (Schwarzbach)
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  • 88 km (Rundweg)
  • 1 193 m
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