Auf den Spuren des goldenen Gerstensaftes oder Krumlov und das Bier

Die Brautradition ist mit Český Krumlov praktisch bereits seit der Entstehung der Stadt im 13. Jahrhundert verknüpft, jedoch ohne jeden Zweifel wurde in der Stadt ab dem 14. Jahrhundert Bier gebraut. Im Jahre 1347 verlieh Peter von Rosenberg den Krumauern das sog. Meilenrecht für Schenken und die Brauerei, wobei für die Stadt von der Obrigkeit im Jahre 1388 auch eine Ordnung für den Bierverkauf erlassen wurde.

Wohin auf den Spuren des Biers

Wir haben für Sie einen kurzen, zwei Kilometer langen Spaziergang durch die Stadt zusammengestellt. Sie können die vorgeschlagene Strecke absolvieren oder den Artikel lediglich als Inspiration für einen Bummel durch Český Krumlov und seine Biergeschichte betrachten.

Route: IV. Schlosshof → I. Schlosshof Klöster → Klöster Český Krumlov → Historische Brauerei Český Krumlov → Uferstraße Náplavka → Brauereigarten → Platz der Eintracht (nám. Svornosti) 7 → Prälatur in der Straße Horní ul. → Egon Schiele Art Centrum → Straße Hradební ul.

1.

Ursprüngliche herrschaftliche Brauerei – IV. Hof des Schlosses

Die Brauerei und die Mälzerei standen einst bis zum Jahre 1560 auf dem IV. Hof des Schlosses, vor der sog. Mantelbrücke auf der zur Stadt weisenden Seite. Hier wurden Bier aus Gersten- und Weizenmalz sowie Dünnbier und Nachbier für die Minoriten, die Dienerschaft, die Fronarbeit leistenden Untertanen u. a. gebraut.

2.

Herrschaftliche Brauerei – I. Hof des Schlosses

Ihre Entstehung wird mit der Zeit bis zum Jahre 1560 datiert, als Wilhelm von Rosenberg in der Vorburg das neue Bauwerk der herrschaftlichen Brauerei errichten ließ. Das Gebäude der ehemaligen Brauerei (Schloss Nr. 65) wurde in der heutigen Gestalt um das Jahr 1561 fertiggestellt, wobei im Zusammenhang mit dem Baugeschehen auch der Krumauer Burggraf und spätere Regent der herrschaftlichen Güter Jakob Krčín von Jelčany erwähnt wird, der in die neue Brauerei eine Wasserleitung verlegen ließ.

3.

Brauerei des Ordens der Klarissen

Bier wurde in Krumlov auch in den Klöstern gebraut, und zwar am Ort der heutigen Handwerksgasse (Řemeslná ulička – vom Eingang vom Stadtviertel Latrán rechts – heute finden Sie hier handwerkliche Werkstätten). Das Kloster der Klarissen wurde anscheinend bereits im Jahre 1350 gegründet. Die ersten Nonnen kamen im Jahre 1361 aus Schlesien hierher. Die josephinischen Reformen im 18. Jahrhundert hatten jedoch die Auflösung des Klosters der Klarissen zur Folge, womit hier wahrscheinlich auch die Braukunst ihr Ende fand.

4.

Neues herrschaftliches Brauhaus – heute Port 1560 & Historische Brauerei Český Krumlov

Sie ist die einzige der historischen Brauereien in Krumlov, wo bis heute Bier gebraut wird. Wegen des steigenden Bierverbrauchs ließen die neuen Herren von Eggenberg in den Jahren 1625–1630 die ehemalige Witwenresidenz der Anna von Roggendorf, der Mutter Wilhelms von Rosenberg, und das Rosenberger Zeughaus in eine neue herrschaftliche Brauerei umbauen. Nachdem im Jahre 1719 die herrschaftliche Brauerei in die Hände des Geschlechts der Schwarzenberger übergegangen war, begann sie im Jahre 1837 untergäriges Bier zu brauen.

Heute knüpft an die historische Tradition der Schwarzenberger Brauerei an diesen Orten die Historische Brauerei Český Krumlov an, deren Bemühen es ist, den Ruhm des Krumauer Biers aus den Zeiten unter der Herrschaft der Rosenberger und der Schwarzenberger zu erneuern. Die Brauerei bietet ober- und untergärige Biere, Lagerbiere und saisonabhängige Spezialbiere an, welche direkt im Brauereirestaurant und in ausgewählten Krumauer Gasthäusern probiert werden können. In der Brauereiverkaufsstelle können Sie auch Bier aus der Kleinbrauerei Český Krumlov kaufen und als Souvenir des Besuches der Stadt Český Krumlov mit nach Hause nehmen.

5.

Neustädter Garten – heute Brauereigarten

Mit der Brauerei als solcher hatte der Garten keine andere Verbindung, als dass er an sie angrenzte. Gemeinsam mit dem Schlossgarten diente er der Versorgung des fürstlichen Hofes mit Obst, Gemüse und Blumen. Später verlor er jedoch insbesondere aufgrund seiner Abgelegenheit vom Schloss zunehmend an Bedeutung und nach dem Jahre 1870 wurden die Grundstücke des ehemaligen fürstlichen Gartens bis zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhundert als Kleingärten verpachtet. Heute ist der Garten Bestandteil des Brauereikomplexes, wobei er insbesondere in den Sommermonaten für die Veranstaltung von Konzerten, Festivals und weiteren kulturellen Höhepunkten genutzt wird.

Neustädter Garten – heute Brauereigarten
6.

Ehemaliges Gasthaus U Podlahy – náměstí Svornosti 7 (Platz der Eintracht)

Zu den bekanntesten und womöglich größten Rastgasthäusern aus der Zeit der letzten Rosenberger (1551–1611) gehörte in Krumlov das Haus Nr. 7 auf dem Marktplatz, welches ungeachtet des Namens des tatsächlichen Besitzers „U Podlahy“ (Bei Podlaha) genannt wurde. Hier gaben sich unzählige hochwohlgeborene Besucher aus den Reihen der Diplomaten, der Adligen, der Künstler, der Abenteurer und der Alchemisten die Klinke in die Hand. Neben der Schenke hatte das Gasthaus 10 Betten und Stallplätze für 40 Pferde.

7.

Prälaten-Brauerei – Prälatur

Im Jahre 1596 entstand im linken Flügel des Gebäudes Nr. 155 in der Straße Horní ul. die Prälaten-Brauerei, die dem Krumauer Erzdekanat unterstand, dessen Braurecht die Rosenberger verwalteten. Unter der kaiserlichen Verwaltung der Herrschaft im Jahre 1602 erfolgte eine teilweise Einschränkung und später der vollständige Untergang. Unter der Herrschaft der Eggenberger wurde der Prälatur wieder das Recht des Brauens von Bier für den Eigenbedarf gegeben und zu Beginn des 18. Jahrhunderts erhielt sie das Braurecht vollständig zurück. Zu jener Zeit gab es in der Stadt bereits vier Brauereien – die Prälaten-Brauerei, die herrschaftliche Brauerei, die bürgerliche Brauerei und die Brauerei der Klarissen.  Im Jahre 1897 wurde der Betrieb der Prälaten-Brauerei eingestellt.

8.

Bürgerliche Brauerei in der Straße Široká ul. – heute Egon Schiele Art Centrum

Im Jahre 1605 errichtete die Gemeinde eine neue bürgerliche Brauerei in der Straße Široká ulice an der Stelle der ursprünglichen vier mittelalterlichen Häuser (heute Nr. 70 und 71). Im Jahre 1898 wurde die Brauerei in eine Dampf-Brauerei umgewandelt, wobei mit der weiteren schrittweisen Modernisierung ihrer Maschinenausrüstung begonnen wurde. In ihrer gesamten weiteren Entwicklung bleib sie jedoch trotz erheblicher Mühe hinsichtlich des Umfangs der Produktion hinter ihrem Schwarzenberger Konkurrenten, der herrschaftlichen Brauerei, zurück. Im Jahre 1949 wurde ihr Betrieb eingestellt.

Heute hat hier an ihrer Stelle die renommierte Galerie Egon Schiele Art Centrum ihren Sitz, die das ganze Jahr über auf einer Fläche von 3000 m2 Ausstellungen der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwartskunst anbietet. Hier finden Sie auch das Egon Café.

9.

Neues Gebäude der Bürgerlichen Brauerei in der Straße Hradební ul.

Als das Objekt der Bürgerlichen Brauerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts umgebaut wurde, wurden im Gebiet des Zwingers in der Straße Hradební ulice im hinteren Teil der Brauerei mehrere weitere, zusammenhängende Industriebauten ergänzt, die wir als Beispiel der Industriearchitektur in Český Krumlov bis heute bewundern können. Heute befinden sich hier Ateliers und Appartements für bildende Künstler der Gegenwart und Schriftsteller unter der Verwaltung des Egon Schiele Art Centrums.

Neues Gebäude der Bürgerlichen Brauerei in der Straße Hradební ul.
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Sehenswertes

Produktion der Krumauer Brauereien in den Jahren 1710–1712 (Brauerei – Menge des Biers für den Sud – Durchschnittliche Jahresproduktion)

  • Stadtbrauerei – 105,4 hl – 6 070 hl
  • Herrschaftliche Brauerei der Eggenberger – 79,4 hl – 7 400 hl
  • Brauerei des Erzdekanats und der Prälatur – 24,8 hl – 844 hl
  • Brauerei der Klarissen – 29,8 hl – 58 hl

Schenken und Gasthäuser – Die übliche Schenke war integrierter Bestandteil des Haushaltes und seiner Privatsphäre, wobei „ins Gasthaus gehen“ im Wesentlichen bedeutete, den Nachbarn einen Besuch abzustatten. Dieser Brauch hat sich in einigen Dörfern bis heute erhalten. Es wurde nicht nur im Innern des Hauses, sondern auch vor seiner Schwelle – in einer Art „Vorgarten“ getrunken. Das Gasthauspersonal bestand zumeist aus den Mitgliedern des Haushalts, wobei die Schenke häufig durch die Ehefrau des Hauseigentümers geführt wurde. Das Spektrum der Besucher war sehr bunt – vom niederen Adel über die Geistlichkeit, die Bürger, die Bauern bis hin zu Menschen, die am Rande der Gesellschaft standen und in einigen Schenken einen geeigneten Unterschlupf fanden.

Hopfengärten – Hopfen für die herrschaftliche Brauerei wurde bis zum Jahre 1788 auf eigenen Hopfenfeldern in der Umgebung der Stadt angebaut (Kvítkův dvůr, Vlaštovičník, Nový Dvůr, Dobrkovice, Křenov und Červený Dvůr). Nach der Auflösung dieser Hopfenfelder wurde hochwertiger Hopfen von den Schwarzenbergschen Gütern in Nordböhmen eingeführt.